Wir möchten eine Diskussionskultur pflegen

...mit unserem agriconBLOG

agriconBLOG

28.06.2018 - Manuel Ermann

Das Dilemma mit den Herbiziden und den Fungiziden

Das Dilemma mit den Herbiziden und den Fungiziden

Die Feldtage der großen Agrarkonzerne verlaufen für gewöhnlich nach einem bewerten Schema: Im Hauptzelt wird zunächst nach dem Frühstück ein einleitender Vortrag zum Status Quo des Unternehmens gehalten, dann folgt ein Fachvortrag. Im Anschluss schauen sich die Gäste die Versuchsfelder des Unternehmens an und lassen sich dabei von dessen Fach- und Verkaufsberatern über die neuesten Sorten und Pflanzenschutzmittel informieren. Abschließend gibt es dann noch ein gemeinsames Mittagessen – so weit, so gut...

Doch am 20. Juni 2018 beginnt in Methau der Feldtag der Syngenta Agro GmbH etwas anders: Mit ernstem und eindringlichem Blick schaut Geschäftsführer Dr. Manfred Hudetz in die Runde der gut 400 anwesenden Landwirte. Er skizziert mit klaren Worten die prekäre Situation, in der sich die Agrar- und im Speziellen die Pflanzenschutzbranche derzeit befindet. Auf der einen Seite stehen politische Unsicherheiten und enormer gesellschaftlicher Druck. Auf der andere Seite Unzulänglichkeiten bei der Zulassung und in der Beratung sowie Fehler bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. All dies, so Hudetz, bereite ihm derzeit Kopfschmerzen. Was tun, wenn Berater bspw. bei Herbiziden Einsparungen von bis zu 50 % empfehlen oder Landwirte ein Fungizid immer und immer wieder auf demselben Schlag ausbringen? Was tun, wenn sich dadurch rasch Resistenzen gegen einen Wirkstoff bilden und Pflanzenschutzmittel bereits wenige Jahre nach ihrer Zulassung wertlos, weil wirkungslos sind? Neue Wirkstoffe müssen dann entwickelt und altbewerte miteinander kombiniert werden. Mit anderen Worten: Es werden für viel Geld Schwerter geschmiedet, deren Klingen alsbald stumpf werden.

Man kann daher die Sorgen von Dr. Hudetz verstehen und teilweise auch nachvollziehen. Es geht um nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit der modernen Pflanzenproduktion. Sein Appell an die Landwirte ist deutlich. Sie scheinen ihn zu verstehen, denn es wird ruhig im Zelt.

Doch weshalb befürworten landwirtschaftliche Berater Einsparungen bei Pflanzenschutzmitteln? Handeln sie grob fahrlässig, wenn sie sich gegen die Empfehlungen der Agrarkonzerne aussprechen? Nicht wirklich, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass auch mit einem verringerten Mitteleinsatz hohe Erträge erzielt werden können.

Nun ist es jedoch so, dass Bestände von Jahr zu Jahr recht unterschiedlich sind. Kein Bestand ist wirklich homogen: Einige Teilflächen haben bis zu drei-mal so viel Biomasse wie andere. Was passiert nun, wenn wir mit reduzierten Aufwandmengen flächeneinheitlich arbeiten? Eine konstante Applikation der Mittel führt zwangsläufig zu extremen Über- und Unterdosierungen. Wenn man das einmal nachrechnet, dann spritzen wir auf den schwach entwickelten Beständen rund 300% aus und auf den gut entwickelten sind es dann bereits deutlich unter 50% der Empfehlung. Ersteres ist eine Verschwendung von Ressourcen, Zweiteres erfasst nicht sicher alle Unkräuter und Pilze. Das gibt den Zielorganismen die Möglichkeit, sich aufgrund der Unterdosierung sich gegen die applizierten Wirkstoffe zur Wehr zu setzen -  sie werden resistent.

Was könnte der Schlüssel zur Lösung dieses Dilemmas sein? Möglich ist eine variable Anpassung der Spritzmenge an die Bestandesunterschiede auf jeder Teilfläche. Dies gelingt mit einem intelligenten Online-Sensorsystem, welches in Echtzeit die Unterscheide im Bestand erkennt und die Spritzmenge direkt daran anpasst. Damit können nachweislich Erträge gesteigert und Pflanzenschutzmittel eingespart werden können. Fehler in der Dosierung sind ausgeschlossen. In der Folge werden ökonomische Vorteile erzielt und Resistenzbildungen verzögert. Landwirtschaftliche Spitzenbetriebe nutzen seit Jahren dieses System und können die Vorteile und Potentiale bestätigen.

Für die Landwirte in Methau gibt es nach der Besichtigung der Versuchsfelder Mittagessen. Mit Schweinebraten, Kartoffelsalat und Stockbrot wird ihr Hunger im Zelt gestillt. Der Geräuschpegel ist hoch, die Landwirte haben viel zu besprechen. Dr. Hudetz sitzt mitten in der Menge und spricht angeregt mit drei jungen Praktikern. Alle drei hören ihm aufmerksam zu, einer von ihnen hat die Stirn in Falten gelegt. Doch der Großteil der Gäste scheint die mahnenden Worte des Syngenta Agro-Geschäftsführers bereits vergessen zu haben. Es wird wieder gescherzt und gelacht – so weit, so gut…

This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement 720176.

 

 

Schreiben Sie den ersten Kommentar zum Beitrag

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Alle mit * markierten Feld sind Pflichtfelder.

Zurück zur Übersicht

Please select your language

We have noticed that you are visiting the website with a different language. Please select your preferred language.

Datenschutzeinstellungen

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen Cookies erst, wenn Sie dem zugestimmt haben. Die Cookies helfen uns, unser Angebot zu optimieren. Vielen Dank!

Ich akzeptiere alle Cookies Nur essenzielle Cookies akzeptieren Individuelle Datenschutzeinstellungen

Datenschutzeinstellungen

Hier finden Sie eine Übersicht und Informationen zu allen verwendeten Cookies. Sie können Ihre Einwilligung zu ganzen Kategorien geben oder nur bestimmte Cookies auswählen. Alle Cookies werden anonymisiert.

Zurück | Nur essenzielle Cookies akzeptieren

Essenzielle Cookies (1)

Essenzielle Cookies ermöglichen die vollumfängliche Nutzung der Website.

Cookie-Informationen anzeigen

Statistik (1)

Statistik-Cookies helfen uns zu verstehen, wie Besucher unsere Website nutzen.

Cookie-Informationen anzeigen

Externe Medien (1)

Inhalte von Video- und Social Media-Plattformen werden standardmäßig blockiert. Wenn Cookies von externen Medien akzeptiert werden, bedarf der Zugriff auf diese Inhalte keiner weiteren Zustimmung mehr.

Cookie-Informationen anzeigen