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25.08.2021 - Peer Leithold (E-Mail schreiben an Peer Leithold)

Nach der Ernte ist vor der Ernte

Wer der DVO stur folgt, verliert Geld!

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Die Ernte der Druschfrüchte 2021 ist im Wesentlichen abgeschlossen. Es ist das erste Jahr, in dem die Regeln der DVO für alle greifen und speziell in den roten Gebieten die N-Mengen um 20% abgesenkt werden mussten. Die Erträge, genauso wie die Preise, sind im Wesentlichen auf einem normalen bis gutem Niveau. 

Alles gut? Geht doch auch mit den Einschränkungen? Nein, es ist gar nicht alles gut. Die Mehrzahl der Landwirte hatte in diesem Jahr nur etwas Glück.

In vielen Gesprächen, die ich mit Landwirten führe, höre ich oft folgendes: "Was soll ich mich noch aufregen? Ich dünge das, was die DVO vorgibt und fertig." Ja, die DVO verleitet viele Landwirte dazu, genau das zu düngen, was der Gesetzgeber vorgibt. Das ist allerdings, agronomisch gesehen, eine Sackgasse und schlichtweg falsch. Warum ist das falsch? Nun, die einfache Antwort ist die, dass die sogenannte Politik einfach kein Wissen von Pflanzenbau hat. Aber lassen Sie mich es beweisen, welche Fehler Sie als Landwirt wirtschaftlich machen, wenn Sie den Vorgaben der Politik folgen.

Schauen wir uns dazu exemplarisch N-Steigerungsversuche von einem fruchtbaren Löß-Standort in Sachsen über 20 Jahre hinweg an - immer das gleiche Feld, immer die gleiche Vorfrucht. 

Im Durchschnitt werden mit 166 kg N/ha rund 93 dt/ha Ertrag erwirtschaftet. Die Spannweite reicht hier allerdings von 60 kg N/ha und 85 dt/ha bis 240 kg N/ha und 107 dt/ha. Jedes Jahr liegt die Kombination von optimalem Ertrag und dazugehöriger N-Aufwandsmenge woanders. Die Natur hält sich einfach nicht an die Vorgaben von Brüssel bzw. Berlin. Würden wir in allen Jahren optimal düngen, ergäbe sich in diesem Beispiel eine N-Bilanz von -30 kg N/ha. Auf diesem fruchtbaren und gut mineralisierenden Standort wären also 50 kg N/ha Strohausgleichsdüngung absolut sinnvoll, ansonsten zehren wir die Bodenfruchtbarkeit auf.

Nun habe ich die Tabelle einmal etwas erweitert:

Als Erstes habe ich den Ertragszuwachs durch die Mineraldüngung ausgewiesen, also optimaler Ertrag minus Grundertrag, das sind 28 dt/ha. Als Zweites habe ich den Grundertrag umgerechnet in Bodenstickstoff, der zur Verfügung stehen musste, um diesen zu erzeugen. Das sind im Schnitt 135 kg N/ha. Die Nachlieferung aus dem Boden schwankt zwischen 92 und 188 kg N/ha, also rund 100 kg. Bedeutet, die ersten 64 dt/ha Ertrag werden mit 135 kg N/ha aus dem Boden produziert, die weiteren 28 dt/ha mit 166 kg N/ha. Insgesamt werden also 135 und 166 kg N/ha, also zusammen 301 kg N/ha für den optimalen Ertrag benötigt. Addiert man nun einmal den Boden- und Mineralstickstoff zusammen, dann müssen zwischen 232 und 347 kg N/ha optimal bereitgestellt werden. Sowohl der Boden- als auch der Mineral-N sind vorher nicht bekannt. Und das ist die eigentliche Optimierungsaufgabe im Pflanzenbau.

Kehren wir zurück zu den optimalen N-Mengen und den dazugehörigen optimalen Erträgen. Was passiert, wenn man die Düngung an einem beliebigen Mittelwert ausrichtet? 

Nehmen wir exemplarisch einfach mal den Mittelwert aus dieser Versuchsserie: 166 kg N und 93 dt Ertrag. Wenn wir einen Korridor von +- 20 kg N/ha als zulässig erachten, dann hätten wir 5 Jahre, in denen wir im Schnitt 46 kg N/ha zu viel gedüngt und 8 Jahre, in denen wir im Schnitt 42 kg N/ha zu wenig gedüngt hätten. Also in 13 Jahren hätten wir mit mindestens 40 kg N/ha das Optimum verfehlt. Das heißt in diesem Beispiel, dass wir 75% der Flächen falsch düngen.

Und das sind nur die Unterschiede zwischen den Jahren. Was wir sehen, ist zunächst NUR der Einfluss des Wetters auf die optimale Düngung und dem Ertrag. Die Unterschiede innerhalb eines Feldes auf verschiedenen Teilflächen, also aufgrund von Bodenunterschieden sind mindestens genauso groß, eher noch größer und diese Heterogenitäten kommen jetzt noch oben drauf! Wir haben also insgesamt zwei echte Störgrößen, das Wetter UND den Boden. Fairerweise müssten wir das unterschiedliche Aneignungsvermögen der Wurzel noch nennen. Also insgesamt drei echte Störgrößen.

Zu was führt dieses Verhalten, also nur das zu düngen, was der Gesetzgeber vorgibt?

Es führt sowohl zwischen den Jahren als auch innerhalb eines Jahres auf unterschiedlichen Teilflächen zu einem ständigen über und unter dem Optimum düngen. Bei gut 40 kg N/ha drüber oder drunter muss man schon im Schnitt mit 5 dt Ertragsverlust rechnen. Das sind also rund 80 bis 100 €/ha, die draußen liegen bleiben - solange kein Lager auftritt. 

Machen wir eine Beispielsrechnung! Bei 500 ha Getreide und 75 Fehlerquote sind das 375 ha mal im Minimum 80-100 E/ha Verlust. Das sind jährlich 26 bis 35.900 € Verlust, den wir uns jedes Jahr einhandeln. 

Aber wir hatten dieses Jahr vielerorts Lager und das trotz DVO. Anbei einige Impressionen aus diesem Jahr:

Kommt nun noch leichtes bis mittleres Lager dazu, erhöhen sich in den überdüngten Bereichen die Verluste aus Ertrag, Ernte- und Folgekosten auf von 80-100 €/ha*Jahr auf 150 bis knapp 400 €/ha. Somit sind wir dann schnell beim doppelten bis 4-fachen Verlustbetrag. Der gern geäußerte Spruch, „wo keine Eier, da keine Nester“ zeigt eigentlich nur an, dass manchen Landwirten die Zusammenhänge nicht wirklich klar sind.

Abhilfe können Sie nur schaffen, indem Sie Ihr Düngungsregime kritisch hinterfragen. Das Düngen nach festen Richtwerten, wie in der DVO oder nach anderen Bilanzansätzen oder Kochrezepten, führt immer wieder zu den gleichen Verlusten. Beim Überdüngen und Auftreten von Lager, wie in diesem Jahr merken Sie es deutlich. Ohne Lager sehen Sie es optisch nicht, nichts desto trotz sind die Verluste aber existent. 

Häufig hört man: "Die DVO schränkt uns sowieso ein, ich dünge noch das, was ich darf und gut damit." Auch diese Aussage ist falsch und unüberlegt. 

Vor Einführung der DVO befanden sich viele, oder die meisten Betriebsleiter oft hinter dem Optimum. Das Ergebnis von Versuchen mit dem N-Sensor waren N-Einsparungen zwischen 8 und 15% und moderate Ertragszuwächse von rund 5 dt/ha. Nach der Einführung glauben viele Landwirte, dass der N-Dünger nicht mehr reicht. Bedeutet, sie gehen davon aus, dass wir das Optimum nicht mehr erreichen. Wir befinden uns also möglicherweise vor oder weit vor dem Optimum. Und jetzt kommt der große Denkfehler: "Da mache ich eben gar nichts mehr. Lohnt ja nicht.". Das ist vollkommener Unsinn, das Gegenteil ist der Fall. Vor dem Optimum sind die Produktionsfunktionen meistens steiler als hinter dem Optimum. Bedeutet, der Ertragszuwachs bei einer Optimierung zwischen den vielen Produktionsfunktionen ist weit größer, als vor Einführung der DVO. Wir sparen möglicherweise keinen Mineraldünger mehr ein, dafür bekommen wir aber einen größeren Ertragszuwachs.

Gerade unter den Bedingungen der DVO müssen Sie mithilfe des N-Testers zu flexiblen Düngestrategien übergehen. Der Nutzen einer kleinräumig und jährlich angepassten N-Düngung ist nach der Einführung der DVO GRÖSSER als vorher. Außerdem ist es auch ein wirtschaftliches Gebot gegen den N-bedingten Rückgang der Erträge klug gegenzuhalten.

Zeitpunkt, Höhe und Anzahl der einzelnen Gaben müssen nach Witterung und Wachstum ausgerichtet werden. Dazu eigenen sich Werkzeuge wie der N-Tester und der Nitratschnelltest hervorragend. Die kleinräumige Anpassung innerhalb des Feldes muss mit dem N-Sensor vorgenommen werden. 

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