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Tolle Versuche hat jeder - OFR-Versuche im Precision Farming
VON M.Sc.agr. TIMO ROEHL, BERATER IN NIEDERSACHSEN
OFR-Versuche im Precision Farming
Mit Sätzen wie "Tolle Versuche hat doch jeder" und ähnlichen werde ich in meiner täglichen Arbeit immer öfter konfrontiert. Zugegeben: Diese Aussage ist erstmal nicht falsch. Der Teufel steckt wie so häufig im Detail.
Auf der einen Seite gibt es die Parzellenversuchen. In diesen Versuchen werden kleine Parzellen angelegt, die Versuchsglieder randomisiert, also zufallsbedingt angelegt, und mehrfach wiederholt in sogenannten Blocks. So sollen möglichst alle Störfaktoren (Bodenunterschiede, etc.) ausgeschlossen oder zumindest gering gehalten werden. Ich selber habe von 2017 bis 2019 hunderte solcher Versuche betreut um die Wirksamkeit, Selektivität oder auch Rückstände diverser Pflanzenschutzmittel zu überprüfen.
Eine solche Versuchsanlage ist im Precision Farming nicht möglich, denn Precision Farming ist das richtige pflanzenbauliche Reagieren auf ebendiese Störfaktoren, auf Heterogenität. Was also im Parzellenversuchswesen ausgeschaltet werden muss, ist beim Precision Farming der Untersuchungsgegenstand. Aus diesem Grund benötigt man für den Nachweis, dass ein Precision Farming-Verfahren in der Praxis tatsächlich einen ökonomischen Vorteil bietet, ein anderes Versuchswesen.
Hierzu wurde im Laufe der Zeit ein Leitfaden entwickelt. Dieser Leitfaden enthält die Grundsätze und Regeln für das sog. „On Farm Research“ (OFR). Herausgeber ist die Internationale Biometrische Gesellschaft, Deutsche Region.
Grundsätze des OFR
Damit mittels OFR-Versuchen eine verlässliche Aussage zum Nutzen eines Precision-Farming-Verfahrens getroffen werden kann, müssen die Versuche nach gewissen Regeln angelegt, durchgeführt und ausgewertet werden. Die Versuche müssen mehrjährig, repräsentativ auf verschiedenen Standorten und mit der realen Produktionstechnik eines praktischen Betriebes durchgeführt werden.
Es gelten folgende sechs Grundregeln:
- Mindestens dreifache Wiederholung der Prüfglieder
- Zufällige Verteilung der Parzellen (Randomisierung)
- Digitale räumliche Erfassung der Versuchsanlage, der Applikation des Betriebsmittels, des Ertrages und aller Störfaktoren
- Die Geostatistische Auswertung muss die räumliche Abhängigkeit der untersuchten Parameter/ Messwerte beinhalten (Semivarioprogramm-Modell)
- Aufstellen eines Regressionsmodells und dessen Prüfung
- Ergebnisdarstellung mit statistischen Maßzahlen wie Standardfehler und Signifikanz (p- Werte)
Nur wenn sich an diese Grundsätze und Regeln gehalten wird, kann im Anschluss an den Versuch statistisch sicher beurteilt werden, ob das geprüfte Verfahren einen Nutzen für die landwirtschaftliche Praxis bringt.
Agricon hat in den Jahren 2000 bis 2014 bereits eine Vielzahl an Versuchen zu verschiedensten Versuchsfragen angelegt.
Versuchsjahre | Versuchsfrage | Anzahl Versuche |
2000 bis 2014 | N-Düngung | 280 |
2007 bis 2014 | Pflanzenschutz / Wachstumsregler | 36 |
2014 bis 2017 | Pflanzenschutz / Fungizide | 79 |
Alle diese Versuche sind nach den Regeln des OFR (siehe oben) durchgeführt worden.
Um die Vorteilswirkung der Verfahren N-Düngung und Pflanzenschutz auch im Jahr 2021 zu beweisen habe ich in Niedersachsen auf 2 Betrieben jeweils einen Versuch zur N-Düngung und zum Pflanzenschutz auf Praxisbetrieben durchgeführt. Diese Versuche sind ebenfalls nach den Grundlagen des OFR angelegt und durchgeführt und sollen im Folgenden näher erläutert werden.
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