Im letzten Blog-Beitrag zum Thema Ertragskarten habe ich herausgearbeitet, dass zukünftige Erträge nicht planbar sind und dass es vielmehr darauf ankommt, den Bedarf eines Betriebsmittels richtig zu messen. Ertragspotentialkarten und Ertragsziele werden meist genutzt, um die optimale Stickstoffdüngung zu bemessen. Mit diesem Ansatz ist man allerdings, wie ich gleich erklären werde, auf dem Holzweg. Versucht wird den benötigten N-Dünger auszurechnen, indem man Pflanzenwachstum, N-Verbrauch und zugeführte N-Dünger, wie in einer statischen Black Box, bilanziert. So einfach ist allerdings die Natur nicht.
Der (Nicht-) Zusammenhang zwischen dem optimalen Ertrag und optimaler N-Düngung
Die Höhe der optimalen N-Düngung definiert sich an dem Punkt, wo die Kosten des letzten Kilogramms Stickstoff noch durch den Ertragszuwachs finanziell gedeckt ist. Wenn man sich dieser Fragestellung wissenschaftlich korrekt nähern will, so werden dazu üblicherweise N-Steigerungsversuche auf Parzellenversuchen durchgeführt. Das Ergebnis zeigt folgendes Beispiel einer 20-jährigen Versuchsserie aus Sachsen, stellvertretend für viele ähnliche Versuche in Deutschland beziehungsweise weltweit.
Angebaut wurde auf demselben Feld immer die Kultur Winterweizen. In 13 von 20 Jahren liegen die Düngungsoptima zwischen 25 und 100 kg N/ha über bzw. unter dem Mittelwert. Wenn man diese Abweichung einmal vorsichtig anhand einer mittleren Produktionsfunktion für Stickstoff finanziell schätzt, dann ergibt sich ein Ertrags- bzw. Stickstoffvorteil für die differenzierte N-Düngung von rund 80 €/ha und Jahr. Das ist eine Größenordnung, bei der man sich Gedanken machen sollte. Nicht hinzugerechnet sind außerdem die positiven Effekte bezüglich Lagervermeidung, Qualitätsverbesserung, Mähdrusch sowie Krankheitsrisiko. In der folgenden Grafik werden die Tabellenspalten „optimaler N-Aufwand“ und „optimaler Ertrag“ dargestellt. Es lässt sich weder der Zielertrag (im Sinne von optimaler Ertrag) sicher prognostizieren, noch kann man davon direkt auf die optimale N-Düngung schlussfolgern. Hier kommen also gleich zwei Dinge zusammen, die diesen Weg ausschließen.