Mit etwa 16 km/h lenkt Frank Erdenbrecher den Unimog U 530 entlang der Fahrspuren. Sie führen durch den 38 ha großen Weizenschlag "Eiche" der Milch-Land GmbH Veilsdorf nahe der thüringischen Stadt Hildburghausen. Der Bestand hat das Fahnenblattstadium (EC 37 bis 39) erreicht und erhält über den aufmontierten Düngerstreuer GDK 500A von Güstrower die zweite Stickstoffgabe. Das aus Edelstahl gefertigte Großflächenstreuwerk mit einer Arbeitsbreite von bis zu 40 m ermöglicht Teilbreitenschaltung und über die Schiebereinstellung eine einseitige Reduzierung der Wurfweite an Feldrändern. Wie viel Kalkammonsalpeter auf den einzelnen Teilflächen des Feldes niedergehen, steuert der Yara N-Sensor ALS 2 auf dem Dach der Fahrerkabine auf Grundlage der gemessenen Chlorophyll-Konzentration und damit des Stickstoffgehalts der Pflanzen. Die exakte Kalibrierung des Sensors erfolgt unmittelbar vor der Applikation.

Düngemanagement für 15 Agrarbetriebe in der Region

"Der N-Sensor auf dem Unimog arbeitet aktiv, das heißt mit eigener LED-Lichtquelle, und kann daher auch nachts oder bei Tau zum Einsatz kommen", betont Gerhard Langguth am Feldrand bei einem Termin mit der Bauernzeitung. Der 57-jährige leitet den Agrarbereich bei der Raiffeisen Warengenossenschaft Hildburghausen e. G., zu deren Technikpark der Unimog-Agrotruck gehört. "Der Betrieb Milch-Land Veilsdorf ist einer unserer Hauptkunden", ergänzt Vorstand Peter Harenberg. Neben dem Handel mit einem ländlich geprägten Warensortiment, darunter auch Dünger und Pflanzenschutzmittel, fungiere die Genossenschaft seit 2000 als Dienstleister für 15 überwiegend größere Agrarbetriebe in der Region. Das Angebot umfasse das komplette Düngemanagement von der Ermittlung des Grunddüngungsbedarfs mittels Bodenbeprobung, über die darauf aufbauende Kalk- und Phosphorausbringung, bis zur teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung der Bestände mit dem N-Sensor. "Dieses Komplettpaket nimmt ein Großteil der betreuten Agrarunternehmen in Anspruch", sagt der 49-jährige Betriebswirt.

Im Bereich der Grunddüngung geschieht dies in Kooperation mit dem Maschinenring Hildburghausen. "Wir führen jährlich auf 6.000 ha Bodenbeprobungen durch und wiederholen sie im Rhythmus von fünf Jahren. Somit haben wir die Nährstoffversorgung auf der gesamten Ackerfläche im Blick", sagt Maschinenring-Geschäftsführer Manfred Müller. Die Beprobung im Raster von 3 ha erfolgt mit halbautomatisch arbeitenden Aggregaten am Heck von geländegängigen Pkw. Zu den zwei Sonderanfertigungen einer Maschinenbaufirma in Pulsnitz kam jüngst ein Bodenprobegerät N 2012 vom Hersteller Nietfeld hinzu.

 

Seit zwei Jahrzehnten erfolgreich im Precision Farming (v.l.): Manfred Müller, Peter Harenberg und Gerhard Langguth. Fotos: Carmen Rudolph


Grunddüngung auf Basis der regelmäßigen Bodenproben

Die Fahrzeuge bewegen sich in jeder der zuvor am Computer festgelegten Raster-Teilfläche Z-förmig. Die Fahrspur wird bei der erstmaligen Beprobung des Schlages mit einem GPS-Gerät aufgezeichnet und dient bei der Wiederholung als Vorlage für die abzufahrende Route. Während kurzer Stopps sticht die Lanze des Beprobungsgerätes bis zu 30 cm tief in den Boden. Die jeweils in Tüten gefüllten Mischproben aus etwa 20 Bodenentnahmen pro Raster untersucht die AGROLAB Agrarzentrum GmbH in Leinefelde. Um Verwechslungen zu vermeiden, ist jede Tüte mit einem Strichcode gekennzeichnet.

Die Ergebnisse der Nährstoffanalyse werden in die digitale Karte des Schlages aufgenommen. Die daraus abgeleitete Applikationskarte bildet bei der Grunddüngung in den Monaten Juli bis Oktober die Arbeitsgrundlage für die ISOBUS-Steuerung des Streuers auf dem Unimog des Hildburghausener Dienstleisters. "Wegen Nachwuchsproblemen löst sich der Maschinenring im nächsten Jahr auf", bedauert Müller, der in einigen Monaten in den Ruhestand geht. "Was das Düngemanagement anbelangt, hat das jedoch keine Konsequenzen für die Agrarbetriebe", versichert Ivon Häußer, während sie am Bodenprobegerät den Behälter für die Mischprobe entleert. Die 43-jährige Betriebswirtin für landwirtschaftliche Unternehmensführung übernimmt die Bodenbeprobung als Angestellte der Raiffeisen Warengenossenschaft, die künftig diese Dienstleistung anbietet.

Weniger Schaden im Bestand durch lenkbare Hinterachse

Welchen Effekt die Kalkausbringung im Herbst für die Nährstoffverfügbarkeit in den Böden gebracht hat, ermitteln die Agrarbetriebe als auch der Hildburghausener Dienstleister im Frühjahr auf ausgesuchten Flächen mit dem N-Tester von Yara. "Aus den Chlorophyll-Werten der Pflanzenblätter und unter Berücksichtigung eines Zu- bzw. Abschlags gemäß der jährlich aktualisierten Sortentabelle ergibt sich der Richtwert für die benötigte Stickstoffmenge", erläutert Langguth. Die zweite und dritte Nährstoffgabe wird teilflächenspezifisch ausgebracht. Dazu fährt der Unimog zunächst durch den Bestand und scannt mit dem N-Sensor den durchschnittlichen Düngerbedarf. Die Düngung entsprechend des natürlicherweise unterschiedlichen Bedarfs in den Feldbereichen erfolgt dann bei den Überfahrten durch die Online-Steuerung des Streuers auf Basis der Messergebnisse des N-Sensors auf dem Kabinendach.

Bei den Manövern im Vorgewende fällt auf, dass kein Rad des Unimog die angelegten Fahrspuren verlässt. Die Ausstattung des Agrotrucks mit einer lenkbaren Hinterachse ist der Hartnäckigkeit des vormaligen Chefs der Raiffeisen Warengenossenschaft Eberhard Tanzberger zu verdanken. Ebenso wie seine Kunden wollte er, dass beim Wenden und Rangieren im Bestand so wenig Frucht wie möglich zerstört wird. Um hierfür eine technische Lösung anzuregen, war er persönlich im Mercedes-Benz Werk Wörth vorstellig geworden. Der erste serienmäßig mit Allradlenkung montierte U 530 ging dann 2017 auch nach Hildburghausen. Zu den Ausstattungsmerkmalen des Unimog, der in der Mittelgebirgsregion auch im Winterdienst zum Einsatz kommt, gehören außerdem eine Reifendruck-Regelanlage, eine spezielle Anordnung der Kühler für extrem staubige Bedingungen sowie eine Schnittstelle für die Datenübertragung von und zum Großflächenstreuer.

 

Der Unimog mit N-Sensor und Düngerstreuer bei einer Messfahrt im Weizen. Den N-Sensor ALS 2 erwarben die Hildburghausener Dienstleister in der sog. "aufgelösten Bauform". Die Konstruktion aus eloxiertem Aluminium ist in der Anschaffung 3.000 Euro günstiger als die herkömmliche Variante. Foto: Carmen Rudolph


Koordinierung mit Kunden über Managementsoftware agriPORT

"Bei den Maßnahmen für das Düngemanagement im Auftrag unserer Kunden entstehen gewaltige Datenmengen, die wir seit 2012 mit der Software agriPORT von Agricon verwalten", berichtet Langguth. Auf das webbasierte System könnten alle Beteiligten über den Hofrechner oder mobile Geräte zugreifen. So würden die Agrarbetriebe mit den entsprechenden Softwaremodulen die Applikationskarten unter Berücksichtigung der geplanten Fruchtfolge erstellen. Grundlage dafür sind die bislang vom Maschinenring und ab 2021 von der Raiffeisen Warengenossenschaft in das System eingepflegten Ergebnisse der Bodenproben. Die Karten gehen dann per Mail an den Bordrechner im Düngerstreuer des Dienstleisters. Im gemeinsam genutzten Auftragsmanagement wiederum können sich die Agrarbetriebe über den Fortschritt der Ausbringung informieren. "Das hat sich sehr gut eingespielt. Andernfalls wäre die Koordinierung der teilflächenspezifischen Düngung zwischen den verschiedenen Betrieben und Dienstleistern auf den vielen Einzelschlägen kaum machbar", ist der Dipl.-Agraringenieur überzeugt.

Zielwertdüngung erleichtert Einhaltung der DVO

Um die Möglichkeiten des Programms vollständig nutzen zu können, bei neuen Funktionen nach Updates auf dem Laufenden zu bleiben, aber auch, um sich über aktuelle Lösungen im Pflanzenbau zu informieren, pflegt er den Erfahrungsaustausch in einem von Agricon organisierten Arbeitskreis. "Jüngst ging es dort unter anderem um die sogenannte Zielwertdüngung", informiert Langguth. Dabei handele es sich um eine Softwareerweiterung zur Verbesserung der Genauigkeit bei der variablen Stickstoffdüngung.

Gemäß Düngeverordnung (DVO) dürfen schlagbezogen nur noch begrenzte Stickstoffmengen gedüngt werden. Beim herkömmlichen und pflanzenbaulich korrekten Ansatz der N-Sensordüngung weiß der Landwirt zu Beginn der Arbeit nicht, welche Gesamtmenge am Ende auf dem jeweiligen Acker ausgebracht wird. Diese ergibt sich schließlich erst bei der Applikation in Abhängigkeit vom agronomischen und ökonomischen Optimum. Dies rückt jedoch leider durch die DVO in den Hintergrund. Stattdessen wird ein Zielwert angestrebt, welcher in der Regel der noch verbleibenden Rest-N-Düngermenge entspricht. Der Anwender gibt diese Menge im Softwaremodul Zielwertdüngung vor. Der N-Sensor regelt sich dann automatisch auf die Vorgabe ein. Das gibt dem Landwirt rechtliche Sicherheit.

 

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